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Die Projektwoche 2014

"Das alte Handwerk"

Im Herbst 2013 stand dieses spannende Thema fest. Das Kinder-Kulturpfad-Team freute sich schon während der Vorbereitungen auf diese Projektwoche, die "Mitmachen und Erleben" versprach.

Wir haben zunächst überlegt, welche Gewerke in Holm-Seppensen zuerst zu Hause waren – und welche der Gewerke heute noch existieren oder zumindest noch gezeigt werden können. Unter großem Einsatz einiger Ortskundiger, in diesem Jahr insbesondere Horst Burmann, Hans Petermann und Mariechen Wagener, und mit umfangreicher Unterstützung des Herrn Dr. Deisting, Vorsitzender des Geschichts- und Museumsvereins, haben wir eine ganze Reihe von Handwerkern gefunden, die den Kindern ihre Arbeit zeigen und dabei das "alte Handwerk" nahebringen wollten.

Und am 17.03.2014 war es soweit: Drei dritte Klassen machten sich mit ihren Lehrerinnen Frau Schmich, Frau Sommer-Mühle und Frau Reher auf den Weg, um in der kommenden Woche "ihre" Gewerke kennenzulernen.

Die 3a besuchte die Tischlerei Wiese, einen der ersten holzverarbeitenden Betriebe in der Gegend. Die Kinder erhielten Einblick in die Werkhalle und Martin Wiese zeigte ihnen Geräte, die fast noch so aussehen wie vor hunderten von Jahren und auch sehr moderne Maschinen, die fast alleine arbeiten können, wenn man weiß, wie man sie bedient. Alle konnten sich vorstellen, um wieviel schwerer die Tätigkeit früher gewesen sein mochte. Sie bauten danach unter Mithilfe eines Vaters und Herrn Petermanns (er ist selbst gelernter Tischler) Vogelhäuser für die Mühlenschule. Das Bäckerhandwerk erprobten sie in der Bäckerei Kühn. Sie besprachen, dass der Bäcker nicht nur Brot, sondern auch Brötchen, Kuchen, Torten, Kekse und vieles mehr backen kann – und zwar bevorzugt in den sehr frühen Morgenstunden, also eigentlich mitten in der Nacht. Die Schüler/-innen sahen bei der Herstellung von Franzbrötchen zu und nahmen am Ende die (auf die moderne Art) selbst gebackenen Schokoladenbrötchen gerne mit.
Und schließlich trafen sie in der eigens für diese Veranstaltung in Betrieb genommenen Holmer Mühle auf gleich vier (!) Kornmüller aus dem Geschichts- und Museumsverein. Herr Burba, Herr Bleckert, Herr Bauer und Herr Schubert hatten sich für die Kinder Zeit genommen und zeigten allerlei Wissenswertes um die Mühle, das Mühlrad und das Korn. Die sichtbare Ausbeute des Tages war ein großer Eimer Vollkornmehl für einen ergiebigen Backtag.

Die 3b fand sich zuerst auf dem Gelände des Geschichts- und Museumsvereins in Seppensen ein und traf dort auf den Schmied Arnold Kahnenbley. Herr Kahnenbley hat das gesamte Original-Inventar aus seiner Buchholzer Schmiede dem Verein gespendet und arbeitet, inzwischen Rentner, in der nachgebauten Schmiede zu Anschauungs- und Schulungszwecken weiter. Die Kinder durften selbst Hand anlegen und schmiedeten Erinnerungsstücke für ihre Mühlenschule. Herr Kahnenbley legte noch einen frisch geschmiedeten, eisernen "Schnörkel" dazu.
Das Fleischereihandwerk war für die Schüler/ -innen auch deswegen interessant, weil sie sich (aus hygienischen Gründen) "so lustige Plastiktütenschuhe" anziehen mussten. An diesem Tag sollte in den Arbeitsräumen der Fleischerei Harms der Frage nachgegangen werden, wie die Wurst in die Pelle kommt. Die Kinder stellten fest, dass es bei der Wurstzubereitung anders riecht als die Wurst selbst und dass ein Wiener Würstchen nicht immer genauso aussieht wie das andere. Herr Harms senior erzählte den Schüler/ -innen viel zur Geschichte des Holm-Seppenser Betriebes, der 1938 als Fleischerei Putensen gegründet wurde. Am Ende gab es für jedes Kind einen besonderen Snack: Ganz frische kalte oder warme Würstchen.
Das dritte Gewerk, die Imkerei, ließ sich im Museumsdorf in Seppensen erleben. In den Räumen der alten Schule erzählte Mariechen Wagener, die Tochter des ehemaligen Holm-Seppenser Berufsimkers Robert Knüdel, von früher und führte den Kindern das Imkerleben vor Augen. Sehr anschaulich waren die Bienenkörbe und -kisten und zahlreiche Gerätschaften wie Imkerhut und -pfeife sowie ihre alten Fotos aus einer Zeit vor über einem halben Jahrhundert. Herr Leopold, stellvertretender Vorsitzender des Imkervereins Buchholz, zeigte den Kindern einen kurzweiligen Film über Bienen und Imker, ließ sie verschiedene Honigsorten probieren und führte sie an den im Museumsdorf errichteten historischen Imkerstand. Dort konnten die Kinder noch einmal sehen, wie Imker mit ihrem Bienenvolk umgehen.

Die Klasse 3c lud den Frisör Herrn Meyer in ihren Klassenraum ein und erfuhr allerhand über das Frisörhandwerk im letzten Jahrhundert. Herr Meyer war der erste Frisör in Buchholz, der sich auf das (Hell-) Färben von Haaren verstand. Er hatte damit begonnen, indem er das Geschäft seines Vaters in Holm-Seppensen übernahm. In der Projektwoche gab es alte Scheren und Schneidegeräte, Rasiermesser mit Lederriemen zum Schärfen, Gerätschaften zum Ondulieren und Formen der Haare und vieles andere zu sehen. Zu Gekicher führte die transportable, handbedienbare Trockenhaube, deren Funktionsfähigkeit eine Schülerin ausprobieren durfte. Herr Meyer schnitt einem Jungen und einem Mädchen formvollendet die Haare und ließ je eine Haarsträhne als Andenken an diesen Tag in der Schule zurück.
Dem Schusterhandwerk kamen die Kinder im Museumsdorf Seppensen näher. Die kürzlich erst mit dem Original-Inventar des Seppenser Schusters Herrn Viahn eingerichtete Schusterwerkstatt stand den Kindern offen. Die Tochter des Schusters begleitete die Klasse und erzählte von früher, so dass die Schüler/ -innen sich gut in die alten Zeiten der Werkstatt zurückversetzt fühlen konnten. Die Kinder sahen sich das Handwerkszeug eines Schusters genau an. Sie stellten fest, dass Arbeitsschuhe und Sonntagsschuhe nicht nur sehr unterschiedlich aussahen, sondern auch unterschiedlich gemacht wurden und wissen jetzt, dass handgemachte Schuhe nur hergestellt werden können, wenn es den richtigen Leisten dafür gibt. In der Schule sahen sich die Kinder zusammen mit der Tochter des Schusters noch einen Film über das Schusterhandwerk an. Mit der Sägerei, die es heute nicht mehr gibt, hat Herr Wiese senior die Schüler/-innen bekannt gemacht. Er hatte die Sägerei in Holm als zweiter Besitzer übernommen und in Holm-Seppensen neben seiner Tischlerei fortgeführt. Herr Wiese zeigte den Kindern die noch liegenden Gleise für die Loren, mit denen das Holz mit etwa zwei Personen zum Gatter (das ist die Sägevorrichtung) hin und zurück geschoben werden konnte. Mithilfe von Zeichnungen, Erzählungen und anschaulichen, alten Bildern erfuhren die Schüler/ -innen, wie der Baumstamm z.B. zu Brettern oder Kanthölzern verschiedener Länge verarbeitet wurde, woher das Holz kam und wozu es gebraucht wurde. Ergänzend besuchte die Klasse Herrn Kohrs auf dem Gut Holm. Hier wird derzeit die Kapelle restauriert. Herr Kohrs und Herr Pralow aus Holm veranschaulichten den Kindern, wie die dort tätigen Zimmerleute das (in einer Sägerei) zugeschnittene Holz weiter verabeiteten.

Am Ende der Woche trafen sich viele Beteiligte aus diesem und den letzten Jahren wieder zu der inzwischen traditionellen Abschlussveranstaltung. Die Lehrerinnen hatten Stellwände zu ihren Gewerken mit Fotos, ausgefüllten Fragebögen und Texten der Kinder, informativen Kopien und Bildern vorbereitet. Die Kinder sangen für ihre Gäste u.a. "Wer will fleißige Handwerker seh'n?" (begleitet auf der Gitarre von einem Drittklässler und unterstützt durch das Klavier). Allen an der Projektwoche beteiligten Erzählerinnen und Erzählern überreichten die Klassensprecher/ -innen ein Dankeschön, bevor das riesige Kuchen- und Brötchenbuffet innerhalb weniger Minuten bis auf den letzten Krümel vertilgt wurde. Die Kinder kamen noch einmal mit den Senior/ -innen ins Gespräch und führten ihre Erinnerungsstücke vor. Die Schokoladenbrötchen aus der Bäckerei konnten leider nicht mehr gezeigt werden, sie waren zu lecker und bereits aufgegessen.

© Miriam Bonner